Zisterzienser: Bernhard von Clairvaux

Zisterzienser: Bernhard von Clairvaux
Zisterzienser: Bernhard von Clairvaux
 
Im Jahre 1070 gründete der Adlige Robert aus der Champagne in Molesme (Burgund) ein Kloster und wurde nach einem Zwischenspiel als Eremit auch Abt dieses Klosters. Es gab jedoch Konflikte, weil Robert und einige andere Konventsmitglieder es ablehnten, wie die bisherigen Mönche von den Grundrenten zu leben, sondern forderten, den Lebensunterhalt durch eigene Bewirtschaftung der Äcker zu erarbeiten und ein Leben in apostolischer Armut zu führen. 1098 verließen daher Abt Robert, Prior Alberich und ein Dutzend Mönche Molesme und gründeten ein neues Kloster in Cɪ ̂teaux. Aus einem winzigen Konvent entstand unter den Äbten Alberich (1099-1108) und Stephan Harding (1108-33) ein großer und erfolgreicher Orden. 1119 erhielt Cɪ ̂teaux die Zusage des päpstlichen Schutzes in der »Carta caritatis«, dem Grundgesetz des Ordens.
 
Bis 1153 gab es in Westeuropa bereits 344 Zisterzienserklöster, vor allem in Frankreich, England und im Deutschen Reich. Später erstreckte sich die neue monastische Bewegung auch auf Nordspanien, Reichs-Italien, Skandinavien, Böhmen, Ungarn und Polen. Die ältesten Tochtergründungen entstanden im burgundisch-lothringischen Raum: La Ferté, Pontigny, Clairvaux und Morimond. Jährlich fand in Cɪ ̂teaux das Generalkapitel statt, zu dem sich alle Zisterzienseräbte versammeln mussten. Die vollständige Rückkehr zur benediktinischen Forderung der Handarbeit wurde jedoch bald dadurch unterlaufen, dass den Hauptanteil an der Bewirtschaftung der klösterlichen Grundherrschaft Laienbrüder trugen, die den unteren sozialen Schichten entstammten und streng von den meist adligen Vollmönchen getrennt waren.
 
Um 1090 wurde in der Nähe von Dijon Bernhard von Clairvaux geboren. Zusammen mit dreißig Verwandten und Freunden, die er geworben hatte, trat Bernhard 1111/12 ins Kloster Cɪ ̂teaux ein. Er wurde bereits 1115 ausgesandt, um das Tochterkloster Clairvaux zu gründen; dort wurde Bernhard Abt und blieb es bis zu seinem Tode 1153. Clairvaux wurde die fruchtbarste Tochtergründung von Cɪ ̂teaux, der 1153 bereits 168 Klöster unterstellt waren. Durch einen ausgedehnten Briefwechsel mit den bedeutendsten Persönlichkeiten in der Kirche und der Laienwelt seiner Zeit und durch zahllose Reisen wurde Bernhard zu einer zentralen Gestalt im Europa des hohen Mittelalters. Seinem Wirken war es zu verdanken, dass sich Papst Innozenz II. gegen seinen Konkurrenten Anaklet II. durchsetzte, und auf seine Veranlassung nahmen die Könige Europas am 2. Kreuzzug teil. Er wandte sich gegen Abaelardus und Gilbert, die wichtigsten Vertreter der neuen scholastischen Theologie und prägte die mittelalterliche Christusmystik und Marienverehrung. Das wieder entdeckte römische Recht verdammte Bernhard als Kunst der Habgier und der Rechtsverdrehung. Sein Papstspiegel »De consideratione« (entstanden 1149-52) stellte die Missstände in der kirchlichen Verwaltung bloß und prangerte Bestechlichkeit und übertriebenen Zentralismus der Kurie an, wobei Bernhard gleichzeitig den Primat des Papstes verteidigte. 1174 wurde Bernhard heilig gesprochen.

Universal-Lexikon. 2012.

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